Weihnachten mit Oma Gerda

Weihnachten mit Oma Gerda
Wieder war es Freitag, ein Tag ohne dich, so dachte Gerda, als sie am Grab ihres lieben Mannes stand. Sie legte ein kleines Gesteck auf die kleine Gedenkstätte und zündete das neue kleine Grablicht an. In Gedanken nannte sie diesen Ort den Garten der Liebe und ein paar Tränen rannen über das alte, faltige Gesicht.
Heute ist hl. Abend Egon, wieder ein Fest ohne dich, wieder ein Weihnachten ohne dich. Ihr war schwer ums Herz, wieder würde sie allein auf dem alten Sofa sitzen, eine Kerze anzünden und das alte Räuchermännchen qualmen lassen. Und sie würde wieder tief in Gedanken versunken, einen einsamen hl. Abend verbringen. Alle im Haus werden fröhlich sein. Die Kinder werden glücklich unter dem Baum sitzen und mit ihren neuen Geschenken spielen, nur Gerda würde allein sein. Es würde keine Festtagsgans geben, nur eine einfache Tütensuppe. Für wen sollte sie auch braten ?

Egon war vor drei Jahren von ihr gegangen, nachts, ganz still und leise und hat sie einfach allein zurückgelassen. Drei Jahre war das nun schon her, drei lange, einsame Jahre.

Im Frühjahr oder Sommer war es nicht ganz so schlimm für sie, dann ging sie, auf ihrem Rollator gestützt, in den kleinen, nahen Park. Dort gab es immer etwas Ablenkung. Sie konnte die Vögel beobachten und die Enten und Gänse an dem kleinen Teich. Manchmal nahm sie ein Stück altes Brot mit und verfütterte es an die Tiere und es amüsierte sie, wenn sich die Enten um die Beute stritten. Am schönsten war es für Gerda, wenn die Enteneltern Küken hatten und die kleine Schar ihre ersten Ausflüge unternahm. Gerda liebte die Blumen im Park und im Frühling freute sie sich über jedes neue Blattgrün.
Unzählige male war sie mit Egon hier gewesen und sie hatten über ihre gemeinsamen Jahre, über ihr Leben gesprochen, sich an den Händen gehalten und waren mit sich sehr zufrieden gewesen.
Kinder hatten sie leider keine, es hatte nicht sollen sein. Viele Jahre waren sie darüber sehr traurig, ohne es dem anderen zu zeigen, um es dem Partner nicht noch schwerer zu machen, aber traurig waren sie beide, jeder für sich. Erst nach vielen Jahren, als die Natur dem Elternwunsch beendete, gestanden sie es sich gegenseitig ein. Von da an fühlten sie sich noch enger und zufriedener verbunden.
Sie setzten sich, so oft das Wetter es zuließ auf ihre Bank, hielten Händchen und redeten miteinander oder träumten in Gedanken versunken von all den schönen und manchmal auch schweren Zeiten.
Besonders glücklich waren die beiden, wenn die jungen Mütter mit ihren kleinen Kindern den Park bevölkerten. Dann gab es immer viel zu gucken und oft mussten sie über die kleinen Zwerge lachen. Viele von den fremden Kindern hatten sie heranwachsen sehen, sie wurden von Jahr zu Jahr größer und eines Tages blieben sie ganz weg.
Eine große Freude bereitete den beiden alten Leuten immer, wenn die kleinen Minimenschen ihnen ihren Ball vor die Füße rollen ließen. Oft entwickelte sich dann ein kurzes, lustiges Spiel und das war immer ein Augenblick des Glücks für Gerda und Egon.

Ja, wenn es nur wieder soweit wäre, dachte Gerda, aber jetzt war es Winter, grau und nass und kalt. Der Park wirkte unfreundlich und die Bank, ihre Bank, war einsam und verlassen, genau wie sie. Wie oft schon schimpfte sie in Gedanken mit ihrem lieben Mann, warum er sie einfach allein zurück gelassen hatte. Sie hatten doch ihr ganzes Leben gemeinsam verbracht. Hatten den Krieg überlebt, den Wiederaufbau überstanden und auch ein paar Ehekriesen überstanden. Alles gemeinsam !!! und jetzt war sie allein, weil Egon sich einfach eines Nachts davon geschlichen hatte.

Inzwischen war es im Zimmer schummrig geworden. Gerda schaltete die alte Stehlampe in der gemütlichen Sofaecke an und das kleine Licht auf dem Fensterbrett. Sie machte diese kleine Lampe jeden Abend an und sagte zu sich, für dich Egon, damit du mich besser sehen kannst, wenn du von deiner Wolke herab schaust.

Heute war also wieder einmal hl. Abend. Gerda schlurfte in ihre kleine Küche, holte das kleine Töpfchen aus dem Schrank und maß einen halben Liter Wasser ab. Welche Tüte sollte sie heute zubereiten? Tomate Mozzarella, Spargelcreme, oder einfach nur eine Rinderbouillon ? Sie könnte dann da auch ein Ei hinein schlagen, Egon aß das immer sehr gern. Ich glaube ich entscheide mich dafür, in Angedenken an Egon, weil heute ja hl. Abend ist.
Die Herdplatte war heiß und langsam erwärmte sich die eingerührte Bouillon. Das Ei war mit etwas Mehl und Wasser verrührt worden und wartete darauf in die fertige Suppe eingerührt zu werden, als ein fürchterliches Poltern die Küchendecke erzittern ließ. Dann war es wieder still.
Gerda lauschte, --- aber nichts, --- Stille.
War wohl nichts, dachte sie und rührte ihre Eimasse in die kochende Brühe. Sie schaltete die Herdplatte ab und ging zurück in die gemütliche Wohnstube mit den alten Möbeln.
Heute wollte sie es sich richtig festlich machen, denn schließlich war Weihnachten. Sie holte ihr goldenes Plastikplatzdeckchen aus dem Schrank, stellte einen von den “ guten tiefen Tellern “ darauf und nahm zur Feier des Tages sogar eins von den “ guten Kristall Weingläsern “ . Es gab zwar nur kalten Kräutertee zum Essen, aber den konnte man ja auch mal aus Kristall trinken. Wer weiß, vielleicht schmeckte er dann ja heute besonders gut? Einen Silbersuppenlöffel, der schon lange nicht mehr benutzt worden und angelaufen war, legte sie neben den Teller und aus der Schublade holte sie noch eine Weihnachtsserviette, mit einem Tannenkranz und goldenen Sternen darauf.
Alles fertig !!!
Bewundernd schaute sie auf ihre kleine Festtagstafel und war sehr zufrieden mit sich.
Ach ja, fast hätte sie die Kerze und das Räuchermännchen vergessen, also musste auch das noch erledigt werden.
Ein Blick zurück und jetzt war wirklich alles perfekt. Jetzt konnte das Festtagsmahl beginnen.
Als sie in die Küche ging, schaltete sie noch schnell den alten Röhrenfernseher ein, bestimmt kam auf einem ihrer drei Kanäle etwas Weihnachtsmusik, dachte sie, und holte ihr kleines Suppentöpfchen.
Zum Nachtisch habe ich dann auch noch ein paar Weihnachtsplätzchen, von der Sorte, die Egon immer bevorzugt hatte, also alles gut.

Gerade als Gerda ihre Suppe in den Teller füllen wollte, hörte sie ein leises weinen.
Ein Weinen zum hl. Abend ? Wie sollte das zu verstehen sein ?
Aber da war es wieder und lauter diesesmal.
Das war doch das Weinen eines Kindes, wo kam denn das bloß her ?
Hier im Haus wohnten doch nur ältere und alte Menschen, hatte jemand Besuch bekommen ?
Ach ja, jetzt fiel es Gerda wieder ein, oben, über ihrer Wohnung waren ja neue Mieter eingezogen, vor ein paar Wochen erst. Sie hatte die junge Frau hin und wieder gesehen, wenn sie morgens mit einem kleinen Mädchen an der Hand das Haus verließ, oder manchmal wenn sie abends abgehetzt und mit Einkäufen beladen wieder heim kam. Einen Vater schien es bei der kleinen Familie nicht zu geben, nur die Mutter und das etwa fünf jährige Mädchen.
Sollte da etwas passiert sein ?
Gerda war beunruhigt und lauschte nun konzentriert nach oben.
Nichts !!!
Nun gut, dann wollen wir uns mal unser Süppchen schmecken lassen, gell Egon, sagte sie zu sich selbst.
Sie füllte ihre Festtagssuppe in den schönen alten Teller mit Goldrand, setzte sich an ihren alten, antiken Esstisch und ließ sich den ersten Löffel schmecken, als sie erneut ein Schrabbeln und weinen von oben vernahm.
“Verflixt“ dachte Gerda, da stimmt doch was nicht. Sie legte den Löffel zurück auf das Platzdeckchen, nahm ihr Schlüsselbund von dem Garderobenschränkchen und ging mühsam die alte hohe Holztreppe zum nächsten Stockwerk empor. Immer wieder musste sie stehen bleiben um Luft zu bekommen und die alten, schmerzenden Knie wollten das auch nicht mehr.
Aber egal, endlich hatte sie es geschafft und stand vor der nachbarlichen Wohnungstür.
Sie lauschte, aber nichts rührte sich.
Sie lauschte erneut, und da war es, ein leises, verzweifeltes weinen.
Das Weinen eines kleinen Kindes.
Gerda klingelte, --- Stille !!!
Gerda klingelte erneut, --- wieder blieb alles ruhig.
Gerda klopfte an die Tür, und da endlich hörte sie das Stimmchen von einem kleinen, verzweifelten Kind.
Gerda fragte die Kleine durch die geschlossene Tür, was denn passiert sei und sie soll doch bitte mal die Mama holen.
“Das geht nicht, meine Mami ist gestürzt und jetzt liegt sie auf dem Boden und kann nicht aufstehen. Sie hat ein ganz großes Aua. „
Ach du liebe Güte, dachte Gerda, was nun ?
"Kannst du die Tür öffnen, mein Kind ? " fragte Gerda.
"Nein, ich weiß nicht.“
"Versuch es bitte, versuch es für deine Mama, sie braucht meine Hilfe.“
Das kleine Mädchen versuchte es, aber leider ohne Erfolg.
Gerda hörte auf der anderen Seite der Tür das verzweifelte Weinen von dem hilflosen Kind und das Stöhnen der verletzten Mutter. Sie überlegte nicht lange, so schnell ihre alten Beine konnten, lief sie die Treppe bis zu ihrer Wohnung hinunter, stürzte in ihre Wohnung und zum Telefon und wählte die 112. Als sich die Notrufzentrale meldete, berichtete Gerda ganz aufgeregt was und wo sich etwas zugetragen hatte, dass ein kleines Mädchen weinend neben ihrer verletzten Mama sitzt und die Tür nicht auf bekommen kann. Sie, Gerda zwar gern helfen würde, aber auch nichts tun kann.
“ Bitte gehen sie zu der Kleinen und versuchen sie, so gut es geht, das Kind durch die geschlossene Tür zu beruhigen, wir schicken sofort Hilfe.“
Noch einmal quälte Gerda sich die vielen Stufen zur nächsten Etage hoch und klopfte erneut an die Tür der Nachbarwohnung.
"Ich bin es wieder, Kleines, wie geht es deiner Mami? keine Angst mein Kind, der Arzt kommt gleich, dann wird alles wieder gut.“
Kurz darauf polterten auch schon mehrere Männerfüße die Treppe hoch. Zuerst kam der Mann vom Schlüsseldienst und hatte ruck zuck die Tür geöffnet. Dahinter eilten im Laufschritt zwei

Sanitäter und ein Arzt die Treppe herauf und stürzten in die kleine Wohnung. Auch Gerda betrat die Wohnung und fand das kleine Mädchen zitternd und verstört in der Ecke sitzen.
“ Muss meine Mami jetzt auch sterben, wie mein Papi“ ? Schluchzte sie. „Aber nein, mein Kleines, deiner Mami wird jetzt geholfen und bald geht es ihr wieder gut,“ tröstete Gerda das verstörte Mädchen und nahm sie liebevoll in ihre Arme.
Der Arzt untersuchte die junge Mutter und stellte fest dass sie eine Gehirnerschütterung und eine böse Platzwunde am Kopf davon getragen hatte. Außerdem war der linke Fuß arg verstaucht und inzwischen ziemlich angeschwollen.
Was jetzt ???
Es war hl. Abend, Gerda überlegte.
"Muss die junge Frau mit ins Krankenhaus „? fragte sie den Arzt.
"Nein, wenn es jemanden gibt, der sich um sie und das Kind kümmern kann, dann darf sie daheim bleiben. Sie bekommt noch eine Spritze und Tabletten für die Weihnachtstage und bei liebevoller Pflege wird es ihr in ein paar Tagen wieder gut gehen.“
Die Wunde war inzwischen geklammert und verbunden und der Fuß sollte bei ruhiger Lage und wenn er gekühlt wird, bald aufhören zu schmerzen.

Gerda erwachte zu völlig neuer Energie.
“ Ich kümmere mich um die Zwei. Helfen sie der jungen Frau die Treppe hinunter bis in meine Wohnung, den Rest schaffe ich dann allein.“

Nachdem die Helfer gegangen waren, stellte Gerda sich erst einmal vor und erfuhr, dass die junge Mutter Anna und das kleine Mädchen Lisa hieß und fünf Jahre alt war. Anna berichtete dass sie auf einen Stuhl gestiegen war um eine Lichterkette für hl. Abend an der Decke zu befestigen. Einen Baum konnte sie sich nicht leisten und die Lichterkette durfte sie sich aus dem Büro mitnehmen, wo sie putzen ging. Ja und dann ist es passiert. Der Stuhl ist umgekippt, da er eh schon wackelig war und sie ist gestürzt und böse auf dem Boden aufgeschlagen.

Gerda überlegte nicht lange, bettete Anna auf das alte Sofa, gab Lisa Anweisung schön bei Mama sitzen zu bleiben, nahm ihr Schlüsselbund und eine Tasche, zog Mantel und Handschuhe an und verließ, mit Hilfe ihres Rollators die Wohnung.

Heute ist hl. Abend, wir sind zwei Erwachsene und ein Kind, was brauchen wir ? Egon du musst mir helfen, dass ich alles richtig mache, ich bin schon etwas aus der Übung, dachte Gerda, als sie so schnell ihre Füße konnten, zu dem großen Supermarkt eilte.
Ein Glas Würstchen mit Kartoffelsalat für heute Abend, das hatten sie und Egon an hl. Abend auch immer gegessen. Und zum Nachtisch einen Schokoladenpudding. Für morgen zum Frühstück Toast und Nougatcreme für Lisa, Konfitüre und Honig hatte sie noch Zuhause. Ach ja, und ein paar Eier, Milch und natürlich Käse und etwas Aufschnitt, man weiß ja nie.
Ich könnte ja mal wieder einen Schweinebraten machen, so wie früher, mit Klößen und Rotkohl. Gedacht und sofort wurde der Plan in die Realität umgesetzt. Hier und da wanderte noch etwas in ihren Einkaufswagen und zufrieden machte Gerda sich auf den Weg zur Kasse.
Plötzlich entdeckte sie etwas, was ihr Herz höherschlagen ließ.
Eine kleine Puppe und einen kleinen Teddy.
Egon, das muss mit, dachte sie und schon wanderten die beiden Spielsachen zu den Lebensmitteln in den Einkaufswagen.
Man könnte der Anna eigentlich auch eine Freude machen, bestimmt hat sie im Leben nur wenig davon.
Gerda lief durch die Gänge, ohne zu wissen was sie eigentlich wollte, bis sie es sah.
Einen Schal !!!
Wunderbar weich und warm und wunderschön blau mit kleinen Pailletten darauf. Ein Schal für Anna.
Gerda war glücklich. Jetzt aber schnell zur Kasse und nach Hause, dachte sie und war schon ganz aufgeregt in Vorfreude auf einen bestimmt schönen hl. Abend.
Kurz vor der Kasse stand einsam und verlassen ein kleines, künstliches Weihnachtsbäumchen. Ein paar Äste waren verbogen und die Spitze abgeknickt. Ein Angestellter wollte ihn gerade in einen großen Müllsack stecken, als Gerda darauf zukam.
Halt !!! rief sie, was machen sie da ?
"Der ist nicht mehr zu verkaufen, der kommt in den Müll,“ sagte der Angestellte.
"Oh nein, “ erwiderte Gerda, “ der kleine Baum kommt mit zu mir.“
Der Verkäufer schüttelte bedauernd den Kopf und sagte, “ tut mir leid Oma, ich muss ihn entsorgen, weil ich ihn nicht mehr verkaufen kann und darf, das ist Vorschrift, er ist Müll. „
Gerda war traurig und der Verkäufer hatte offensichtlich ein gutes Herz.
“ Hören sie, gute Frau, ich darf das nicht machen, aber weil heute hl. Abend ist . . . --- bezahlen sie an der Kasse ihre Einkäufe und dann kommen sie draußen um die Ecke zu den Müllcontainern, vielleicht steht dann dort der Weihnachtsmann.“ zwinkerte Gerda zu und verschwand hinter der großen Lagertür.
Gerda bezahlte und verstaute ihre Einkäufe und tat was der gute Mann ihr geraten hatte.
Und tatsächlich, dort stand der Weihnachtsmann, in Gestalt des Verkäufers mit dem wunderschönen, fertig geschmückten, kleinen verbeulten Bäumchen.
"Frohe Weihnachten, ho, ho, ho,“ lachte er und verschwand wieder im Geschäft.
Gerda war glücklich. Siehst du Egon, es gibt einen Weihnachtsmann, oder vielleicht hattest du ja auch deine Hand im Spiel ???
Ein ganz klein wenig vielleicht ???
Bestimmt !!!
Und mit einem glücklichen Lächeln rollte sie nach Hause.

Und es musste an Weihnachten liegen, gerade als sie überlegte wie sie die ziemlich schweren Einkäufe und das Bäumchen in ihre Wohnung bekommen könnte, hielt neben ihr am Bordstein ein Auto und der Enkel des alten Herrn Müller stieg aus.

"Warten sie, ich komme schon und trage ihnen alles in ihre Wohnung.“
Dankbar nahm Gerda die Hilfe an.
“Sie wollen wohl ihren Großvater besuchen und ihm einen schönen hl. Abend wünschen,“ fragte Gerda.
"Nein, ich will Großvater zu uns holen, wir mögen den alten Mann über die Feiertage nicht allein lassen.“
"Ich bin dieses Jahr auch nicht allein,“ berichtete Gerda freudestrahlend und erzählte die traurige Geschichte der neuen Nachbarin.
“ Oh, das ist doch Glück im Unglück für sie beide, da hat bestimmt da oben jemand seine Hände im Spiel. „
“ Ja, ja, “ lachte Gerda, “ das sehe ich eben so.“

Schnell verstaute sie ihre Einkäufe im Kühlschrank, dann sagte sie zu Lisa: „Schau mal, hier ist ein Blatt und hier sind Buntstifte. Du bleibst jetzt ganz lieb in der Küche sitzen und malst ein schönes Bild und ich schaue mal zu deiner Mami und ich glaube, ich habe eben am Wohnzimmerfenster das Christkind gesehen. Ich mache mal das Fenster auf und wir wollen doch mal gucken ob es hereinkommen mag. Aber sei ganz leise, sonst bekommt es Angst und fliegt wieder fort.“
Lisa fing sofort an zu malen und verhielt sich Mucksmäuschen still.
Gerda ging inzwischen ins Wohnzimmer, räumte die kalt gewordene Suppe und das Platzdeckchen weg und stellte stattdessen den kleinen, geschmückten Weihnachtsbaum auf den Tisch.
Moment !!! da fiel ihr doch noch etwas ein, im Wäscheschrank lag doch noch die hübsche, selbst gestickte Weihnachtsdecke. Schnell war sie hervorgeholt und unter dem Bäumchen platziert. Und jetzt konnten auch die hübschen Geschenke hingelegt werden.
“ Alles sehr schön,“ sagte sie zu sich, “ Egon du würdest sehr zufrieden mit mir sein.“
Sie betrachtete alles noch einmal, machte erneut das Räuchermännchen und die große Kerze an und dachte sich, jetzt kann es losgehen, jetzt ist hl. Abend.

Anna war eingeschlafen und als sie in dem Moment aufwachte, wusste sie erst gar nicht, wo sie war. Erstaunt blickte sie sich um und sah das gemütliche Wohnzimmer, den kleinen Weihnachtsbaum und hörte die schönen Weihnachtslieder aus dem alten Fernsehgerät.
<<< Stille Nacht, heilige Nacht>>>, und sie fühlte sich geborgen wie schon lange nicht mehr.
"Ich glaube, ich bin bei meinem Sturz in ein Weihnachtsmärchen gefallen, hoffentlich wach ich nicht so schnell aus diesem schönen Traum auf. „
"Oh nein, “ freute sich Gerda, “ warten sie, das Weihnachtsmärchen fängt gleich erst noch richtig an.“
Sie ging in die Küche und holte die kleine Lisa.
“ Frohe Weihnachten ihr zwei, das Christkind war da.“
Glücklich zeigte sie auf die kleinen Geschenke unter dem Baum.
Lisa konnte es kaum glauben, ein richtiger Weihnachtsbaum mit kleinen Lichtern und Kugeln.
"Sieh nur Oma Gerda, da ist sogar ein kleines Glöckchen.„
Dann entdeckte sie die kleine Puppe und den kuscheligen Teddy und strahlend vor Glück zeigte sie alles ihrer Mami.
Gerda stand glücklich, mit vor Freude erhitzten roten Wangen daneben, und dachte:
"Egon , sie hat Oma zu mir gesagt.“
Nachdem sie sich verstohlen eine kleine, glückliche Träne aus den Augenwinkeln getupft hatte, legte sie Anna den Schal in den Schoß.
"Frohe Weihnachten mein liebes Kind.“
Anna war etwas beschämt. “Sie haben uns so liebevoll bei sich aufgenommen und jetzt verwöhnen sie uns auch noch mit so viel Liebe und wunderschönen Geschenken. Wie können wir das nur wieder gut machen ?“
"Es ist alles gut,“ sagte Gerda „ und ich wäre sehr glücklich, die wenn ich in Zukunft für sie beide Oma Gerda bleiben darf. „
Sofort kuschelte sich die kleine Lisa an ihre neue Oma, “die hat mir das Christkind gebracht.“ Sie lief in die Küche und holte ihr gemaltes Bild vom Küchentisch und legte es vor Gerda hin.
„Für dich Omi.“
Auf dem Bild war ein kleines Mädchen gemalt und rechts und links je eine Frau zu erkennen.
„Das bin ich und das ist Mami und das da bist du Omi,“ sagte Lisa zufrieden mit sich. „Und das da oben, das ist eine große Wolke und da sitzt der Papi drauf.“
„Und bestimmt auch der Opa Egon,“ fügte Gerda still in Gedanken dazu.

Es wurde für alle ein wunderschönes Weihnachtsfest und als ein paar Tage später das neue Jahr anfing, begann für die drei eine neue, wunderschöne Zeit zu dritt.

Oma Gerda, Anna und Lisa und vom Himmel lächelten bestimmt der Papa und der neue Opa herab.

Autor: Angelika Marasch

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