Eine Adventsgeschichten aus der Corona Zeit!
Eine Adventsgeschichten aus der Corona Zeit!
Das Christkind ist für alle da:
Seit Anfang November hatte am Dorfrand, auf dem Gelände einer ehemaligen Mosterei, ein kleiner Wanderzirkus sein Winterquartier bezogen.
Obwohl man diese kleinen Zirkusunternehmen lieben sollte, war auch dieses Jahr wie die Jahre davor, dem Familienunternehmen die Glücksgöttin nicht holt gewesen!
Staatliche Unterstützung gab es nicht und man war auf Spenden der Bevölkerung angewiesen, um die Tiere und sich selbst, durch den Winter zu bringen.
Wie man weiß, ist der November düster, grau, neblig und gespenstisch!
Seine Tage sind stürmisch und regnerisch und genau so war auch die Spendenbereitschaft der Dorfbewohner und man verhielt sich abweisend gegenüber dem Zirkusvölkchen.
Betteln, hausieren, wollten sie nicht!
Es lohnte sich aber auch nicht, daß Zirkuszelt aufzustellen, um vielleicht mit Vorstellungen das Nötigste für die Tiere, es waren Kamele, Ziegen, Pferde, ein Rentier und zwei Bären und für sich selbst zu erspielen.
Unser Ortsvorsteher organisierte ein Hilfsprogramm, wobei er vorschlug, die Leute vom Zirkus in den bevorstehenden Weihnachtsmarkt mit einzubeziehen.
Doch was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht und es bedurfte seiner ganzen Überredungskunst, dass sein Vorschlag endlich akzeptiert wurde.
Über Nacht, ganz leise, zog der Winter durch das Land, der raue Gesell durchwandert aller Orten die Flur, bedeckte mit seinem weißen Gewand die Natur!
Zaghaft, durch den Schnee gedämpft, versuchte das Rentier, welches man draußen angebunden hatte, die letzten Grashalm unter der Schneedecke zu ergattern.
Die bunten Zirkuswagen, die mit Eis und Schnee bedeckt waren, sahen aus wie Spielzeuge aus der Werkstatt vom Weihnachtsmann.
Auf dem freien Platz, wo sonst das kleine Zelt für die Vorstellung stehen sollte, hatte man über Nacht ein altes Dampfkarussell aufgebaut.
Es drehte sich nicht schnell, bewegte sich mit seinen bunten Tierfiguren, die, die Zirkuswelt widerspiegelte, im Kreise.
Eine dicke, weiße Dampfwolke über ihm schwebt, schrill die Pfeife am Wasserkessel pfiff.
Leise erklangen aus den Orgelpfeifen, Weihnachtsweisen, Glühwein -, Met- und Lebkuchendüfte lagen in der Luft.
Hell, wenn sanft der Wind den verschneiten Tannenbaum berührte, die Glöckchen, die ihn schmückten, ließen erklingen ihre Melodie.
Holzpferdchen, lustig mit bunten Halfter geschmückt, die Kinderaugen leuchteten entzückt, drehten mit dem Dampfkarussell ihre Kreise.
Hier ein weißer Schwan, der die Flügel spreizte, in der Phantasie in Wärme Gefilde reiste, dort ein Kamel mit einem schwarzen Mohr, Erinnerungen an Märchen aus längst vergangene Zeiten, ein Bär, der einen Wagen zog, auf ein Sternbild am Firmament verwies.
Langsam wanderte die Dämmerung auf leisen Sohlen durch das Land, umhüllte das romantische Gefilde mit ihrem grauen Gewand, für einen kurzen Augenblick, die Trostlosigkeit verschwand, eine Märchenlandschaft entstand.
Aus den nahen Stallungen vernahm man das nervöse Wiehern der untergestellten Pferde, Kamele, Ziegen und das Gerassel der Ketten.
Plötzlich war die Weihnachtsstimmung dahin, es drohte Gefahr!
Einer der Braunbären war ausgerissen und lief,den Schnee hoch aufwerfen, Richtung Dorf.
Mit einem Netz und einer Fangstange bewaffnet, nahmen wir die Verfolgung auf.
Durch die Spuren im Schnee konnten wir sehen, dass der Bär schnurstracks zur Bäckerei im Dorf gelaufen war.
Mit seinen starken Tatzen hatte er die Tür zur Backstube eingedrückt und trieb nun sein Unwesen im Inneren.
Der süße Duft in der Backstube und die Wärme hatten seine Lebensgeister vollends erweckt und nachdem er sich vollgefressen hatte, vollführt er die verrücktesten Kunststücke.
Riss Mehlsäcke auf und sah nach kurzer Zeit wie ein Eisbär aus.
Mit zwei Lebkuchenstücken und der Fangstange bewaffnet, drang ich in die Backstube ein.
Langsam näherte ich mich dem Bären, der sich mit den Hinterbacken auf einen Mehlsack gesetzt hatte und drohend seine Tatzen erhob.
Leise redete ich auf ihn ein, um sein Vertrauen zu gewinnen und ihn abzulenken.
Listig sah er mich mit seinen kleinen Bärenaugen an und versuchte, mich mit den vorderen Pfoten zu packen.
Ich sprang zurück und bekam einen Schweißausbruch, stürzte rückwärts in einen Trog mit Mehl und eine weiße Wolke umhüllte mich, ich musste wie ein Schneemann ausgesehen haben.
Langsam rappelte ich mich wieder auf!
Mit zittrigen Händen hielt ich ihm die Lebkuchen entgegen, ruckartig bewegte sich seine Vordertatzen und er riss sie mir aus den Händen.
Langsam kam Bewegung in den Bären, er neigte sein mächtiges Haupt nach vorne, stellte sich auf die Hinterpfoten und in diesem Moment streifte ich ihm die Schlingel der Fangstange über.
Ich dachte, jetzt ist alles aus, der Bär wirft sich auf mich und würde mich als Spielball benutzen.
Doch es geschah nichts, er ließ sich wieder auf den Mehlsack nieder, blieb ruhig sitzen und verdrückte seelenruhig die Lebkuchen.
Ohne Schwierigkeiten konnte ich den Bär aus der Backstube führen.
Die klare, kalte Winterluft schlug mir wie ein nasses Handtuch entgegen und ich übergab Meister Petz den herbeigeeilten Zirkusleuten, die ihn wieder in seinen Käfig sperrten.
Leise hörte ich Glöckchen erklingen, war es die nachlassende Anspannung oder kam es von der nahen Dorfkirche?
Kurz nur, ein helles Licht, Äpfel, Nüsse und Lebkuchen lagen im Schnee!
Dort wo die Schaulustigen, ewigen Nörgler standen, der Mantelsaum vom Christkind den schneebedeckten Boden berührte, ein Wandel sich bei den Menschen vollführte.
Und wer mir dieses nicht glaubt, dem kann ich das Bild vom Bären vorzeigen, ohne dem selbigen einen aufgebunden zu haben.
Es waren die heiligen Tage der Vorweihnachtszeit, die besonderen Tage im Jahr!
Und die Hilfe vom Christkind kam genau zur rechten Zeit.
Im Dezember, in sternenklaren Nächten, hell erleuchtet ein besonderer Stern am Himmelszelt, ein Kind wurde geboren in einem Stall, es verkündet für uns Menschen und die Tiere, den Frieden überall!
Eine fröhliche und geruhsame Adventszeit! Autor: Dieter Siebald
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