Das Weihnachtshäuschen

Das Weihnachtshäuschen
Seit über einer Stunde saß Anna in ihrem Zimmer. „Wichtelwerkstatt“ hatte sie auf ein Schild geschrieben und an die Tür gehangen.
„Niemand darf hereinkommen“, hatte sie Mama erklärt.
Mama schrieb Weihnachtskarten und hörte Anna durch die verschlossene Kinderzimmertür leise Weihnachtslieder singen. Sie freute sich, dass Anna so glücklich war.
Doch plötzlich hörte sie, wie Anna laut rief: „Man, das geht es nicht!“ Und dann drang ein lautes Schluchzen durch die Kinderzimmertür. Vorsichtig klopfte Mama an und öffnete die Tür einen kleinen Spalt. Anna saß völlig aufgelöst an ihrem Tischchen, dicke Tränen liefen ihr über die Wangen.
„Es klappt nicht“, weinte sie.
„Soll ich dir vielleicht helfen?“, fragte Mama.
„NEEEIIIN!!!“, schrie Anna. „Geh weg, Mama!“
Mama war verzweifelt. Sie hätte Anna so gern geholfen! Aber Anna wollte einfach nicht und ließ sich nicht beruhigen. Sie weinte und weinte und trommelte mit ihren Fäusten auf den Tisch. Der Kelbstift, die Schwere, das Papier, alles warf Anna in die Ecke, weil sie so wütend war. Erst nach einer halben Stunde durfte Mama endlich ins Kinderzimmer kommen und Anna trösten. Und da sah sie die Bescherung: Anna hatte ein wunderbares, kleines Weihnachtshäuschen gebastelt, aus Papier und Pappe. Sie hatte es mit Lebkuchen bemalt und sogar einen Schornstein daraufgesetzt und kleine Fenster mit Fensterläden ausgeschnitten. Doch als sie das Dach ankleben wollte, war alles zusammengeklappt … . Nun lag das Häuschen in der Ecke, und Anna wollte es nicht mehr sehen. Lange, lange hielt Mama

Anna im Arm und tröstete sie.
Zwei Wochen später: Es war Heiligabend. Anna und ihr kleiner Bruder Gustav hatten ihre Geschenke ausgepackt und saßen glücklich unter dem Weihnachtsbaum.
Glücklich? Na ja, nicht ganz. Anna freute sich zwar über ihre neuen Spielsachen, aber zwischendurch huschte immer wieder ein kleiner Schatten über ihr Gesicht. Sie schaute ernst und nachdenklich. Und dann, als Papa gerade in die Küche gegangen war, um sich einen kleinen Punsch zu genehmigen, ging Anna zu Mama, die auf dem Sofa saß.
„Mama“, sagte sie. „Ich wollte dir eigentlich auch etwas schenken.“
Jetzt blitzten Tränen in ihren Augen. „Das Weihnachtshäuschen, das sollte für dich sein.“
Mama nahm Anna in die Arme und drückte sie fest an sich. „Ich weiß“, flüsterte sie und strich Anna über das Haar. „Ich freue mich trotzdem, weil ich damals sah, dass du dir ganz viel Mühe gemacht hattest.“
„Ich wünschte, das Häuschen wäre noch da“, murmelte Anna. „Aber es ist verschwunden.“
Da klopfte es an der Tür. „Nanu, wer ist denn das?“, wunderte sich Mama.
Anna, Mama und Gustav öffneten die Haustür. Aber da war niemand! Dann klopfte es noch einmal.
„Das kommt aus der Küche!“, rief Anna und rannte los.
Sie öffnete die Küchentür, und da stand: Papa! Papa mit roter Mütze und Mantel und weißem Bart. Und in der Hand hielt er: Das Weihnachtshäuschen!
„Hohoho!“, rief Papa, „Hier wäre noch ein Geschenk abzuliefern. Von einer ganz besonderen, kleinen Wichtelfrau!“

Autor: Ulli Soak

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