Frau Novak, Fritz der Kater und ein ganz besonderer Hl. Abend

Frau Novak, Fritz der Kater und ein ganz besonderer Hl. Abend
Die Frau Novak, eine nette, alte Dame aus dem 21. Wiener Bezirk, lebt in einem der riesigen Wohnblocks, wo sich die Mieter weder zunicken noch grüßen, wenn sie sich im Stiegenhaus begegnen. Der Frau Novak macht das aber nix… denn obwohl sie alleine lebt, hat sie doch einen Mitbewohner, der ihr bei weitem lieber ist als so manche Menschenseele… Ihren Kater Fritz.

Fritz hat sie eines Tages, in der Nähe ihres Lieblinsgbankerl im Park entdeckt… völlig zerzaust und verwahrlost irrte er miauend von Müllkübel zu Müllkübel, in der Hoffnung doch etwas essbares für seinen ausgehungerten Katzenmagen zu finden….

Frau Novak nennt es einfach: „ Liebe auf den ersten Blick“!
„Ich werde dich Fritz nennen“, sagte sie zu dem zerzausten, rotem Etwas und trug den Kater unter dem Arm nach Hause.

Ja, letzten Dezember war das, als Fritz bei ihr einzog… nun ist schon ein Jahr vergangen und die beiden sind inzwischen, wie soll man sagen… wie „Pech und Schwefel“ oder „ein Herz und eine Seele“ geworden…

Schön ist es, seit Fritz bei Frau Novak wohnt… sie redet und erzählt Fritz Geschichten von früher und Fritz spitzt die Ohren, denn ER versteht Frau Novak, weicht nie von ihrer Seite und ist einfach für sie da…

Ja so ist das mit dem „da sein“…
Frau Novak hat auch einen Sohn… den Karl… ein lieber, braver Bub war das immer… sein Vater, der „Valott“ (Gauner), machte sich aus dem Staub als er noch ein ganz kleines Buzerl war…

„Der Karli sollte es einmal zu was bringen“, hat sie sich immer gedacht… ihr lebenlang war sie Hausbesorgerin gewesen. War immer fleissig und jammerte nie… auch wenn das Putzen der vielen Stiegenhäuser von Jahr zu Jahr beschwerlicher wurde… Mit dem Karli hat sie immer eine große Freude gehabt… er war so ein lieber Bub… dann ist er studieren gegangen… vom Mund hat sich die Frau Novak das abgespart, dass aus dem Karli was wird…

Ja und nun ist er in Amerika! Ihr Karli arbeitet dort in einer großen Firma… mit diesem neumodischen Zeug… Computer… nein, davon versteht Frau Novak nix… aber der Karli.. das war immer schon ein ganz gescheiter… und eine Frau hat er auch.. und 2 Kinder…
Er hat’s gut ihr Karli… und Frau Novak wird's ganz warm ums Herz…

Schon 3 Jahre sind es her, dass Frau Novak ihren Sohn gesehen hat, damals kam er mit dem Flieger und blieb 2 Nächte bei ihr, weil er beruflich in Wien zu tun hatte… ein Jammer, dass so ein Flug so teuer ist, sonst würde der Karl sicher öfter auf Besuch kommen…


Heute ist der 24. Dezember, Hl. Abend…

… „Heute lassen wir es uns so richtig gutgehen“, sagt Frau Novak zu Fritz

und macht sich in der Küche zu schaffen…

Sie stellt einen Topf mit Wasser auf dem Herd… nimmt ein Messer und schneidet eine dicke Scheibe Brot vom Laib.. aus dem Kühlschrank nimmt sie ein großes braunes Würstl… hm… eine richtig gute Selchwurst… die hat’s früher auch immer daheim gegeben, dort wo sie aufgewachsen ist… sie nimmt ein Holzbrettchen, gibt einen Klecks Senf drauf, reibt frischen Kren und legt die Wurst in das siedende Wasser..

Am Tisch steht ein Teller mit einen Tannenzweig und 1 rote, dicke Kerze…
Einen Christbaum hätte Frau Novak gerne gehabt aber teuer sind die…
Nein… mit ihrer kleinen Rente tut's auch a Tannenzweig mit einem Kerzerl….
Denn schließlich bekommt auch der Fritz heute ganz was besonderes…
Übers Jahr schaut Frau Novak um billiges Katzenfutter vom Hofer… aber HEUTE…
Da muss schon was besonderes her… sie geht zur Kredenz und öffnet das Glastürl…

3 kleine goldenen Döschen stehen da… am Schild ist eine flauschige, weisse Katze zu sehen….
Was ganz Feines für den Fritz… Rind, Kaninchen und Thunfisch in feiner Sauce…

„Was für wundervolle Sachen es doch gibt“, denkt Frau Novak! Wir leben schon in einer guten Zeit… wenn man die Konserven Dosen vergleicht, die wir damals gehabt haben, als der Krieg war.. muss Frau Novak den Kopf schütteln…

Frau Novak zündet die Kerze am Teller mit dem Tannenzweig an… stellt das Brettchen mit dem Würstl und dem Brot auf den Tisch.. und holt das Schälchen von Fritz ….

Sobald Fritz das Knacken des Dosendeckelchen vernimmt, spitzt er die Ohren, springt vom Sofa und schnurrt um Frau Novak’s Beine…

Frau Novak setzt sich zum Tisch… faltet ihre Hände, schaut Fritz zu wie er gierig sein weihnachtliches Katzenmenü verschlingt und lächelt…

Es zählen die kleinen Dinge im Leben und Frau Novak möchte um nichts in der Welt tauschen, mit den lauten, gut angezogenen Leuten, die Heilig Abend im 1. Bezirk in ihren Wohnungen verbringen, die mehr aus Glas als aus Mauern bestehen…

„Frohe Weihnachten“ Fritz, sagt Frau Novak…die kaut ihr Würstl und starrt in die flackernde Kerze, ist glücklich und Fritz so glücklich wie eine Katze nur sein kann!

Unterdessen hat der Heiland seine Engel auf die Erde geschickt um den Frieden an diesem Heiligen Abend den Menschen zu bringen… und sollte es notwendig sein auch mal ein Engelsmacht wort zu sprechen…

2 kleine Engel biegen gerade ums Eck des Wohnblocks von Frau Novak und spähen durchs Fenster… Da sagt er Eine zum Anderen: „Du, hier sind wir überflüssig…schau wie viel göttliche Liebe und Wärme in dieser Stube herrscht…“

Die kleine Wohnung im 21. Bezirk ist erfüllt von Lichterglanz und so mancher würd’ Frau Novak und ihren Fritz heute beneiden, für so viel Liebe und inneren Frieden an diesem heiligen Abend!

Autor: Manuela S.

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